Pferde sind anpassungsfĂ€hige Tiere, doch das mitteleuropĂ€ische Klima mit Hitze, Regen, Sturm und Frost stellt hohe Anforderungen an eine pferdegerechte Haltung. Weder permanente Stallhaltung noch ein freier Weidegang ohne Schutz gelten als tiergerecht.Â
Ein durchdachtes Witterungsschutzkonzept ist essenziell, um Krankheiten vorzubeugen, Stress zu reduzieren und das natĂŒrliche Verhalten zu fördern.
Wichtig vorab: Pferde mĂŒssen laut Tierschutz jederzeit Zugang zu einem Unterstand oder einem gleichwertigen natĂŒrlichen Schutz haben â das gilt auch fĂŒr den Sommer. Die Art des Schutzes sollte sich nach GruppengröĂe, Standort, Klima und BodenverhĂ€ltnissen richten.
Weidezelt als flexible Lösung
Weidezelt fĂŒr Pferde und Rinder sind eine besonders flexible Form des Witterungsschutzes und eignen sich ideal fĂŒr wechselnde WeideflĂ€chen. Sie bestehen in der Regel aus einem feuerverzinkten Stahlrahmen und sind mit einer robusten PVC-Plane ĂŒberspannt. Solche Konstruktionen bieten Pferden schnellen Schutz vor Wind, Regen und intensiver Sonneneinstrahlung â gerade in den Ăbergangszeiten ein groĂer Vorteil.
Technische Richtwerte:
- MindestflĂ€che: 8â10 mÂČ pro Pferd
- Lichte Höhe: mindestens 3,0 m
- Mindestens zwei Ein- und AusgÀnge, jeweils 3 m breit
- Verankerung per Erdanker oder Schraubfundament, windfest bis 80âŻkm/h
Zu den wichtigsten Vorteilen eines Weidezelts zĂ€hlt der unkomplizierte Auf- und Abbau, der sich ohne schweres GerĂ€t umsetzen lĂ€sst. Durch das geringe Eigengewicht und die modulare Bauweise kann ein Zelt problemlos an neue Weidebereiche versetzt werden â ideal bei wechselnden WeideplĂ€nen oder saisonalen Anforderungen. Die offene Konstruktion ermöglicht eine gute Luftzirkulation, was sich positiv auf das Stallklima auswirkt und das Risiko von Atemwegserkrankungen senkt.
ZusĂ€tzlich lĂ€sst sich der Innenbereich bei Bedarf mit Paddockplatten befestigen, um die LiegeflĂ€che trockener und trittsicherer zu machen. Wichtig ist dabei die korrekte Ausrichtung des Zeltes: Die offene Seite sollte möglichst nach SĂŒden oder Osten zeigen, um Regen und Wind aus der Hauptwetterrichtung abzuhalten.Â
Die RĂŒckwand dient dabei als effektiver Windschutz. Eine ausreichende BelĂŒftung muss dennoch gewĂ€hrleistet bleiben â Zugluft sollte allerdings vermieden werden, insbesondere im Liegebereich.
Klassische UnterstÀnde und OffenstÀlle
Feste UnterstĂ€nde gehören zu den bewĂ€hrtesten Lösungen in der Pferdehaltung, insbesondere in Offenstallkonzepten. Sie bieten robusten Schutz bei jeder Witterung und dienen den Tieren als zentraler RĂŒckzugs- und Ruheort.Â
Anders als mobile Varianten sind sie meist dauerhaft an einem Standort installiert und mĂŒssen daher sorgfĂ€ltig geplant und regelmĂ€Ăig gepflegt werden.
Bauplanung in KĂŒrze:
- Tragschicht mit etwa 2âŻ% GefĂ€lle zur sicheren EntwĂ€sserung
- Bodenbefestigung durch Paddockplatten oder Gummimatten
- WindgeschĂŒtzte SeitenwĂ€nde (Holz, Beton, Metall), offene Seite nach SĂŒden
- Zwei gegenĂŒberliegende Ein-/AusgĂ€nge vermeiden Sackgassen
Ein stabiler Unterstand ist nicht nur eine Frage des Komforts, sondern auch der Rangordnung innerhalb der Herde. Deshalb sollte ausreichend Platz vorhanden sein, damit auch rangniedrige Tiere ungestört liegen oder fressen können. Die doppelte Ăffnung verhindert das Entstehen von EngpĂ€ssen, durch die sich Pferde in BedrĂ€ngnis fĂŒhlen könnten.
Pflege- und Wartungsrhythmus:
- TĂ€glich: Nasse oder stark beanspruchte Stellen entfernen
- Wöchentlich: WĂ€nde, Dachelemente und Verbindungen auf SchĂ€den prĂŒfen
- Monatlich: Trittsicherheit und Bodenebenheit kontrollieren
Auch aus SicherheitsgrĂŒnden ist eine regelmĂ€Ăige Inspektion unerlĂ€sslich. Scharfe Kanten, Splitter, herausstehende Schrauben oder rostige Metallteile mĂŒssen sofort entfernt oder abgesichert werden.Â
Ein trittsicherer Untergrund ist besonders bei Regen oder Frost entscheidend, um Ausrutschen und Verletzungen zu vermeiden. Die BodenflĂ€che sollte darĂŒber hinaus so gestaltet sein, dass kein Wasser stehen bleibt und sich kein Matsch bildet â auch hier leisten Paddockplatten wertvolle Dienste.
NatĂŒrlicher Schutz durch Landschaftselemente
Neben technischen oder baulichen Lösungen kann auch die Landschaft selbst einen Beitrag zum Witterungsschutz leisten. Strukturelemente wie Baumgruppen, GelĂ€ndekanten, Buschstreifen oder Hecken schaffen natĂŒrliche Wind- und Sonnenschutzbereiche, die in der Planung einer Weidehaltung sinnvoll einbezogen werden können.
Grenzen natĂŒrlicher SchutzmaĂnahmen:
- Ein einzelner Baum bietet selten mehr als 2 mÂČ wirksamen Schatten
- Starke StĂŒrme erhöhen das Risiko herabfallender Ăste
- Kein effektiver Schutz bei Dauerregen oder aufgeweichtem Boden
NatĂŒrliche Schattenspender sorgen vor allem im Sommer fĂŒr Erleichterung und sind zudem ökologisch wertvoll, etwa als Lebensraum fĂŒr Vögel oder Insekten. Dennoch reichen sie alleine in der Regel nicht aus, um Pferden ganzjĂ€hrigen Witterungsschutz zu bieten.Â
WÀhrend sie bei Hitze kurzfristig Schatten spenden können, fehlt ihnen bei Regen, Schnee und Wind meist die notwendige StabilitÀt und FlÀche, um einer ganzen Pferdegruppe ausreichend Schutz zu bieten.
Empfehlenswert ist daher die Kombination: NatĂŒrliche Strukturen können gezielt mit mobilen oder festen UnterstĂ€nden ergĂ€nzt werden. So lassen sich Mikroklimata schaffen, die sowohl dem Tierwohl als auch der Umwelt zugutekommen.Â
Bei der Planung solcher FlĂ€chen sollten auch Sicherheitsaspekte wie die Standfestigkeit alter BĂ€ume oder die Kontrolle von Wildwuchs bedacht werden â eine regelmĂ€Ăige Pflege ist auch hier unerlĂ€sslich.
Anforderungen an den Witterungsschutz im Jahresverlauf
Je nach Jahreszeit Ă€ndern sich die Anforderungen an den Witterungsschutz deutlich. WĂ€hrend im Sommer vor allem Hitze und Insekten zur Belastung werden, stehen im Winter NĂ€sse, KĂ€lte und Wind im Vordergrund. Die Ăbergangszeiten erfordern besonders flexible Lösungen.
Sommer â Hitzeschutz und Insektenkontrolle
- Schattenbedarf: mindestens 4â5âŻmÂČ pro Pferd zur Mittagszeit
- TrĂ€nken im Schatten platzieren, mit Durchflussleistung von â„âŻ30âŻl pro Tier und Tag
- Miste tÀglich entfernen, stehende Wasserstellen vermeiden
In den Sommermonaten spielt die Vermeidung von Ăberhitzung eine zentrale Rolle. Pferde benötigen ausreichend beschattete FlĂ€chen, idealerweise so gelegen, dass sie zur intensivsten Sonnenzeit genutzt werden können. Besonders wichtig ist, dass TrĂ€nken nicht in direkter Sonne stehen, da sich das Wasser sonst schnell erhitzt und unattraktiv wird.Â
Ein Mindestdurchfluss von 30 Litern pro Tier und Tag sollte sichergestellt werden. Gleichzeitig ist konsequentes Insektenmanagement notwendig: Die tÀgliche Entfernung von Pferdemist und die Vermeidung offener Wasserstellen helfen, die Belastung durch Fliegen und Bremsen deutlich zu reduzieren.
Herbst und Winter â NĂ€sse, Wind und KĂ€lte
- Windschutz: dreiseitiger Unterstand, keine Zugluft im Liegebereich
- Drainage: Paddockplatten und GefÀlle verhindern Matschbildung
- Fellkontrolle: nasses Fell regelmĂ€Ăig prĂŒfen, Scheuerstellen beobachten
In der kalten Jahreszeit sind vor allem stabile, gut geschĂŒtzte UnterstĂ€nde notwendig. Ein dreiseitiger Windschutz hilft, die KörperwĂ€rme zu halten, und schĂŒtzt die Tiere zuverlĂ€ssig vor Regen und Schneetreiben. Besonders kritisch sind nasse Böden, da sie das Risiko von Mauke und anderen Hauterkrankungen erhöhen.Â
Daher sollten UntergrĂŒnde ĂŒber ein leichtes GefĂ€lle verfĂŒgen und mit geeigneten Materialien wie Paddockplatten oder Matten befestigt sein. Auch das Fell verdient regelmĂ€Ăige Aufmerksamkeit: Es sollte trocken bleiben und keine Scheuerstellen aufweisen, insbesondere im Bereich von Gurtlagen oder am Schweifansatz.
FrĂŒhjahr und Herbst â flexible Ăbergangszeiten
- Einsatz mobiler Schutzformen wie Weidezelte
- Kombination aus Offenheit fĂŒr Temperaturwechsel und Schutz vor Dauerregen
In den Ăbergangszeiten sind die Wetterbedingungen besonders wechselhaft â von warmen Sonnentagen bis zu plötzlichem Starkregen ist alles möglich. Mobile Lösungen wie Weidezelte oder temporĂ€re UnterstĂ€nde bieten hier die nötige FlexibilitĂ€t. Wichtig ist dabei, dass die Konstruktionen gut belĂŒftet sind, aber dennoch ausreichenden Schutz vor Wind und NiederschlĂ€gen bieten. Eine durchdachte Platzierung auf der Weide und die richtige Verankerung sind essenziell, um auch bei WetterumschwĂŒngen Sicherheit zu gewĂ€hrleisten.
Gesundheitsaspekte fĂŒr Pferde
Ein effektiver Witterungsschutz wirkt sich direkt auf die Gesundheit der Tiere aus. Zu viel NÀsse, Hitze oder Zugluft können das Immunsystem belasten und eine Vielzahl von Beschwerden auslösen.
FrĂŒhwarnzeichen und passende Reaktionen
- Mauke: Beine sauber und trocken halten, Fesselbeuge tÀglich kontrollieren
- Husten oder Nasenfluss: BelĂŒftung optimieren, staubfreie Umgebung sicherstellen, Tierarzt einbeziehen
- Hitzestress: bei Atemfrequenz >âŻ24/min sofort Schatten und frisches Wasser anbieten
Schon kleine AuffĂ€lligkeiten im Verhalten oder Erscheinungsbild sollten ernst genommen werden. Mauke ist ein klassisches Beispiel fĂŒr feuchte, unhygienische Bedingungen â hier hilft eine saubere, trockene LiegeflĂ€che ebenso wie tĂ€gliche Kontrolle der Fesselbeugen.Â
Bei Anzeichen von Atemwegserkrankungen ist eine staubarme Umgebung und gute BelĂŒftung essenziell; im Zweifel sollte ein Tierarzt hinzugezogen werden. Hitzestress kĂŒndigt sich meist durch beschleunigte Atmung und Mattigkeit an â dann sind sofortiger Schatten und Wasserzugang Pflicht.
Vorbeugung durch gute Haltungsbedingungen
- Trockene, zugfreie LiegeflÀchen
- Ausreichend Platz im Unterstand (mind. 8âŻmÂČ pro Tier)
- Witterungsgerechte Lagerung von Heu und Futter
Vorsorge beginnt mit der Gestaltung der Haltung selbst. Eine durchgehend trockene, gut belĂŒftete Liegezone schĂŒtzt nicht nur vor Hautproblemen, sondern fördert auch das Ruheverhalten. Damit sich alle Tiere gleichzeitig zurĂŒckziehen können, muss die UnterstandflĂ€che groĂzĂŒgig bemessen sein. Auch das Futtermanagement spielt eine Rolle: Heu sollte stets trocken und schimmelfrei gelagert werden, um Erkrankungen der Atemwege zu vermeiden.
Sicherheits- und Pflegeaspekte
Ein funktionierender Witterungsschutz muss nicht nur vor Wetter schĂŒtzen, sondern auch dauerhaft sicher und hygienisch bleiben. Dazu gehören robuste Materialien, regelmĂ€Ăige Kontrollen und eine klare Wartungsroutine.
Wartungsplan fĂŒr alle Jahreszeiten
- TĂ€glich: Matschzonen an Ein-/AusgĂ€ngen prĂŒfen, Kot entfernen
- Wöchentlich: Planen, Abspannungen, WÀnde und Dachverbindungen inspizieren
- Monatlich: Bodenebenheit und Drainagewirkung kontrollieren, Materialien auf VerschleiĂ prĂŒfen
- Saisonal: Standfestigkeit bei Sturm, vor allem bei mobilen Lösungen wie Weidezelten
Nur durch eine konsequente Pflege lassen sich Verletzungsrisiken und Gesundheitsprobleme vermeiden. Insbesondere mobile UnterstĂ€nde mĂŒssen regelmĂ€Ăig auf ihre Standsicherheit geprĂŒft werden â auch Schraubfundamente oder Erdanker lockern sich mit der Zeit. Bei stĂ€rkerer Beanspruchung, etwa durch Wind oder Frost, sollten Planen, Riegel und Halterungen kontrolliert und gegebenenfalls ersetzt werden. Der Boden sollte frei von Stolperfallen und rutschfest sein, auch bei NĂ€sse.
Sicherheitshinweise fĂŒr stabile UnterstĂ€nde
- Zugluft vermeiden, insbesondere im Ruhebereich
- Keine toten Ecken im Innenraum, um Konflikte in der Herde zu verhindern
- Bei Winterhaltung: passive Reflektoren oder andere Lichtquellen zur Orientierung
Neben der technischen Kontrolle ist auch die Gestaltung des Innenraums entscheidend. Der Liegebereich muss so angelegt sein, dass sich Pferde nicht gegenseitig bedrĂ€ngen. Zugluft sollte ausgeschlossen werden, da sie das Risiko fĂŒr Muskelverspannungen oder ErkĂ€ltungen erhöht. In der dunklen Jahreszeit helfen reflektierende Elemente dabei, Orientierung zu bieten, ohne die Tiere durch kĂŒnstliches Licht zu irritieren.
Rechtliche und tierschutzrelevante Vorgaben
In Deutschland ist der Witterungsschutz nicht nur eine Frage der Tierliebe, sondern gesetzlich geregelt. Pferde, die im Freien gehalten werden, mĂŒssen jederzeit Zugang zu einem geeigneten Schutz vor WitterungseinflĂŒssen haben.
Konkrete Mindestanforderungen:
- Schutz vor Sonne, Wind, NĂ€sse und KĂ€lte ist verpflichtend
- In Gruppenhaltung: Unterstand muss groĂ genug fĂŒr alle Tiere gleichzeitig sein
- Untergrund: trittsicher, möglichst trocken und frei von Verunreinigungen
Diese Anforderungen gelten unabhĂ€ngig von der Haltungsform. Ein natĂŒrlicher Schutz, etwa durch eine dichte Hecke oder Baumgruppe, wird nur dann akzeptiert, wenn er denselben Schutzgrad bietet wie ein baulicher Unterstand. Entscheidend ist, dass alle Tiere gleichzeitig Schutz finden können â der Platz im Unterstand darf also nicht begrenzt sein.
Wichtig: Die genaue Auslegung der Anforderungen obliegt dem zustĂ€ndigen VeterinĂ€ramt und kann regional leicht variieren. Daher empfiehlt es sich, frĂŒhzeitig RĂŒcksprache zu halten â besonders bei Neubauten oder mobilen Lösungen wie Weidezelten. Nur so lĂ€sst sich sicherstellen, dass Haltung und Schutzvorkehrungen auch rechtlich Bestand haben.
Fazit
Ein funktionaler Wetter- und Witterungsschutz ist Grundvoraussetzung fĂŒr eine tiergerechte Pferdehaltung. Ob Weidezelt, klassischer Unterstand oder natĂŒrlicher Windschutz â wichtig ist, dass Pferde bei jeder Wetterlage einen sicheren, trockenen und stressfreien RĂŒckzugsort haben.
Merksatz: Wer pferdegerecht halten möchte, plant UnterstÀnde nicht als Notlösung, sondern als festen Bestandteil der Weidehaltung mit ein.
Ăber den Autor: Matthias Wanninger
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Matthias Wanninger ist bei Rundhelden der Experte fĂŒr modulare Rundbogenhallen, Weidezelte und Ăberdachungslösungen. Mit seiner langjĂ€hrigen Erfahrung in der Landwirtschaft und im Hallenbau weiĂ er genau, worauf es bei praxisnahen, robusten und flexiblen Konstruktionen ankommt. Sein Ziel ist es, Landwirten, Unternehmen und Privatkunden langlebige Lösungen zu bieten, die optimal auf ihre BedĂŒrfnisse zugeschnitten sind und gleichzeitig eine wirtschaftliche Investition darstellen.